Bernhard Burgener zur Ausrichtung der Constantin Medien

Bernhard Burgener
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Von Ihren Anfängen als Videothekar über die Gründung der Rainbow 1983, den Einstieg bei Highlight 1994 bis zum Vorstandsvorsitz der Constantin Medien AG – welche Philosophie liegt Ihrer Unternehmensführung zugrunde? Kontinuität und Nachhaltigkeit sind für mich ganz wesentliche Pfeiler des Erfolgs. Nur ein Beispiel: Seit Gründung der Rainbow vermarkten wir die Home-Entertainment-Produkte der Paramount, zunächst in der Schweiz, kurze Zeit später auch in Österreich. Eine Partnerschaft, die seit 27 Jahren besteht, und auf die ich stolz bin. Im Rahmen der Team Holding arbeiten wir seit 1991 erfolgreich mit der UEFA zusammen. Und die Constantin Film ist festes Zuhause für Erfolgsproduzenten wie Bernd Eichinger, der schon 2008 seinen Vertrag bis 2014 verlängert hat – obwohl er anfangs vom Einstieg der Highlight ja nicht unbedingt begeistert war. Dass wir über die Jahre alle Geschäftsbereiche zusammenhalten konnten, sehe ich als großen gemeinsamen Erfolg aller Mitarbeiter. Mir ist ungemein wichtig, dass die Leute, die den Erfolg mitragen, langfristig im Unternehmen bleiben. Die Nachhaltigkeit wiederum drückt sich nicht zuletzt darin aus, dass wir keine kurzfristige Gewinnmaximierung anstreben, sondern dafür sorgen, dass unsere Unternehmen mit einem soliden Fundament auch für schwierige Zeiten gewappnet sind. Als die Highlight 2003 bei der Constantin Film einstieg, besaß diese eine Eigenkapitalbasis in Höhe von rund 64 Mio. Euro. Wir haben die Gewinne der folgenden Jahre auch genutzt, um diese Basis aufzustocken, auf aktuell rund 91 Mio. Euro. Gerade in Zeiten wie diesen ist eine robuste Bilanz unerlässlich.

Wie stark hat die Krise die Constantin Medien getroffen? Es gibt hier nichts schönzureden: Ohne die Erträge von 57,5 Mio. Euro, die uns im Rahmen eines Vergleichs mit zwei D & O-Versicherungsgesellschaften zugesprochen wurden, hätte die Bilanz für 2009 düster ausgesehen. Die Probleme lagen dabei vorrangig im TV-Geschäft, das unter dem schwachen Werbemarkt litt. Die Constantin Film hat sich hingegen als Fels in der Brandung erwiesen, nicht zuletzt dank großer Erfolge wie “”, der momentan auch auf DVD und Blu-ray sehr gute Zahlen schreibt. 2010 rechnen wir bei der Constantin Medien AG mit einem Ergebnis von minus zwölf bis minus 14 Mio. Euro, auch wenn das Segment Sport in diesem Jahr ausgeglichene Resultate beisteuern sollte. Allerdings bewegen wir uns damit auch im Rahmen unserer Erwartungen; tatsächlich haben wir die größten Aufräumarbeiten mittlerweile abgeschlossen.

In welchen Bereichen wurden im Zuge der Zusammenführung unter dem Dach der Constantin Medien Veränderungen vorgenommen? Grundsätzlich mussten zunächst Kosten reduziert werden. Ein für mich persönlich wirklich schmerzhafter Prozess, denn zum ersten Mal war ich gezwungen, auch personell zu reagieren und 42 Stellen abzubauen. Im Endeffekt bin ich jedoch froh, dass sich dieser Abbau im Rahmen halten ließ. Teilweise abgewickelt wurde das alte Entertainmentgeschäft, Junior oder Creation Club haben wir an Sky verkauft. Auf der anderen Seite haben wir innerhalb von nur drei Monaten “Liga total!” förmlich aus dem Boden gestampft. Insgesamt operieren wir auf Konzernebene mit einer ganz einfachen, klaren Struktur: Im Vorstand ist Antonio Arrigoni für Finanzen & Controlling zuständig und ich bin für das operative Geschäft verantwortlich. Ich darf übrigens gestehen, dass mir ein Stein vom Herzen gefallen ist, dass Fred Kogel sowohl die Geschicke der Constantin Film als auch der Constantin Medien als Aufsichtsratsvorsitzender mitbestimmt. Sein Wissen und seine Erfahrung begleiten mich jeden Tag.

Mit welcher Strategie wollen Sie den Konzern weiter auf Erfolgskurs bringen? Unser wichtigstes Asset sind die großen Marken. Marken sind krisensicher. Sie sind es, die wir in den Vordergrund rücken müssen. Die weitere Sicherung von Marken wie der Champions League ist für uns ein Meilenstein. Auch beim Sportfernsehen haben wir unsere Markenstrategie mit der Zusammenführung von DSF und Sport1.de unter dem Dach Sport1 konsequent umgesetzt.

Was bedeutet die Markenstrategie für den Filmbereich? Wir gehen durchaus konform mit den US-Majors, wenn ich sage: Weniger ist mehr. Tatsächlich ist die Constantin Film, so wie Fred Kogel sie mit den fünf Säulen Kinoproduktion, TV-Produktion, Verleih, Lizenzhandel und Home Entertainment aufgebaut hat, der einzig deutsche Independent, der bis auf das Fehlen eines Studiogeländes nahezu wie die Majors funktioniert und sich dauerhaft mit ihnen messen kann. Knapp 50 Prozent der Umsätze mit deutschen Filmen entfielen von 2002 bis 2009 auf die Constantin. Trotz dieser Stärke müssen wir jedoch auf den Markt und die Bedürfnisse reagieren. Das heißt nicht, dass “kleinere” Filme wie der wunderbare “vincent will meer”, der gerade sehr gute Kinozahlen macht, keinen Platz mehr haben sollen. Allerdings wird man die Zahl der Projekte reduzieren müssen, um einzelne Filme noch besser auszustatten – gerade mit Blick auf das Thema 3D, das zuletzt im Kino klar dominiert hat. Insgesamt wollen wir uns auf Bestselleradaptionen, Family-Entertainment und Franchises wie “Resident Evil” oder Fantastic Four” konzentrieren, ergänzt um ausgewählte Filme, wie z. B. “Die Friseuse”, und zwei bis vier Lizenzkäufen pro Jahr. Im letzteren Segment sind z. B. “Glücksgriffe”, wie vor vielen Jahren bspw. “The Sixth Sense” oder “American Pie”, seltener geworden. Niemand verkauft einen Film, wenn er zu 100 Prozent an ihn glaubt.

3D wird künftig auch bei der Constantin eine zunehmend große Rolle spielen? Wir sprechen hier von der wahrscheinlich spannendsten Herausforderung – und Chance – der kommenden Jahre. Innerhalb kürzester Zeit hat der Markt eine ganz klare Tendenz hin zu 3D entwickelt, und noch in diesem Jahr werden wir mit drei Filmen auf den Zug aufspringen. Das ist neben “Step Up 3” und “Resident Evil: Afterlife” vor allem “Die Konferenz der Tiere”, eine für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich aufwendige CGI-Produktion, die entsprechend hoch budgetiert ist. Auch unser 3D-Film “Wickie auf großer Fahrt”, den wir 2011 ins Kino bringen, verlangt nach höheren Investitionen, will man beim Standard mithalten, den “Avatar – Aufbruch nach Pandora” gesetzt hat.

Sie sehen einen langfristigen Trend? Ich kann mich an keine andere technische Veränderung erinnern, die sich ähnlich schnell durchgesetzt hat wie 3D. Wenn es der Industrie und den Filmschaffenden gelingt, einen hohen Qualitätsstandard zu halten – womit ich mich auch klar gegen oberflächliche Konvertierungen aussprechen will -, wird 3D auf lange Sicht die Branche revolutionieren. Denn das Thema zieht sich durch alle Bereiche – vom Kino über Home-Entertainment, TV bis zu Games und Live-Events. Vor allem für das Home-Entertainment-Geschäft könnte sich 3D schon bald als Quantensprung erweisen. Die ersten 3D-Bildschirme stehen in den Geschäften, die ersten Blu-ray-Titel sind angekündigt, und auch bei den Brillen wird sich bald noch etwas tun. Das Blu-ray-Geschäft ist noch nicht ganz da, wo es sein sollte, aber 3D könnte ihm den notwendigen Schub geben, um jenen Sprung zu vollziehen, den die Branche damals bei der Umstellung von VHS auf DVD erlebt hat.

Wo geht es für die Constantin Film in den kommenden Jahren hin? Seit dem Einstieg der Highlight hatte die Constantin Film bis zum Squeeze-Out jedes Jahr Gewinne erzielt. Seit 2003 hat die Highlight ihren Gewinn von 14 auf 46 Cent pro Aktie steigern können. Bei allen Schwierigkeiten, die noch zu überwinden sind, befinden wir uns auf jeden Fall auf einem sehr guten Weg. Langfristiges Engagement ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Dass ich vom Kurs überzeugt bin, zeigt beispielsweise ja auch die Tatsache, dass ich selbst rund fünf Prozent der Constantin Medien erworben habe. Meine eigene Altersvorsorge hängt damit auch vom Erfolg der Constantin ab.

source: https://beta.blickpunktfilm.de/details/290304

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